Pilsum, Ev.-ref. Kirche (ehem. St. Stephanus)

Orgel von Valentin Ulrich Grotian (1694)

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Die ev.-ref. Pilsumer Kreuzkirche verdankt ihre architektonische Qualität der Verbindung mittelalterlicher Gestaltungselemente unterschiedlicher Herkunft. Das Langhaus ist aus der heimischen Tradition ostfriesischer Einraumkirchen entwickelt. Chor und Querschiffe gestalten in Vergrößerung des Langhauses das Gotteshaus als Kreuz, dessen Form durch die Chorapsis und die beiden Nebenapsiden horizontal aufgelockert wird. Weithin sichtbar von Meer und Land überragt der quadratische Vierungsturm Kirche und Ort Pilsum.

Im Inneren der Kirche wird die Kreuzform außer durch die Apsiden durch die von Marienfelder Bauleuten gestalteten Gewölbe über Vierung, Chor und Querschiff belebt. Die Möblierung ist durchgängig in Eichenholz gestaltet. Die im Jahr 1704 von dem Emder Peter Gerkes Husmann erarbeitete Kanzel entspricht in statischer Konstruktion und ästhetischer Gestaltung einem geschmückten Schiffsbug der damaligen Zeit. Abendmahlstisch, Stühle und Bänke werden 1993 ebenso gestaltet und hergestellt wie die Wandbeleuchtung.

Seit ihrer Erbauung ist die Kreuzkirche nur baulichen Veränderungen ausgesetzt gewesen, die das Gestaltungskonzept nicht wesentlich beeinträchtigen. So werden die Nord- und Südeingänge des Langhauses geschlossen und durch das sich bei Kirchen durchsetzende Westportal ersetzt. Gleichfalls im Langhaus treten an die Stelle der romanischen Fenster – wie sie noch im Chor zu finden sind – große, viel Licht bringende Fenster. Der Dachstuhl wird erhöht, die Wände des Langhauses entsprechend kleinziegelig höher gemauert und schließlich die Flachdecke des Langhauses durch eine den Raum auflockernde Muldendecke ersetzt.

Besondere Aufmerksamkeit lenkt auch der Vierungsturm auf sich, der infolge des ungenügend festen Grundes der Warf immer wieder in Bewegung gerät, sodass schon im Mittelalter die Glocken aus ihm heraus und in einen neu gebauten Glockenturm untergebracht werden müssen.

Die Orgel auf der Westempore mit einem Prospekt (der künstlerischen, verzierten Vorderseite der Orgel) von rustikaler Ornamentik stammt von dem Auricher Meister Valentin Ulrich Grotian und wird 1694 erbaut. Die Orgel wird 1991 restauriert und verfügt über 20 Register, von denen der größte Teil des Pfeifenwerks von 1694 erhalten ist. Das Instrument gilt als das bedeutendste im Nordseeküstengebiet aus der Zeit um 1700.


Anm.:
originale Schreibweise der Register in der Einheit Fuß (’).
Anzahl der Pfeifenreihen gemischter Stimmen in römischen Zahlen.

Disposition:

(20 / HW/BW/angeh. Ped)

Werck

Brustpositiv

 

Principal

Quintadena

Octav

Gemshorn

Nassat

Octav

Flachfloit

Sexquialter

Mixtur

Trompet

8

8

4

4

3

2

2

II

IV–V

8

 

z. T. P, o

r

o/r

o

o

o

r

r

o/r

r

Gedact

Gedactfloit

Super-Octav

Quint

Scharf

Regal

8

4

2

11/2

II

8

 

H, o

o/r

o

o

o

?/r

 


Pfeifenwerk:

 

o

r

=

=

1694

1991

Valentin Ulrich Grotian (original)

Jürgen Ahrend (restauriert)

 


Technische Angaben:

 

Manualumfang:

Pedalumfang:

Winddruck:

Tonhöhe:

Stimmung:

Koppeln:

Klaviaturen:

Windladen:

2 Keilbälge:

Tremulant

CDEFGA – c'''

CDE – d' (angehängt ans HW)

65mmWS

ca. 1/2Ton über normal

modifiziert mitteltönig (nach Norden)

Schiebekoppel: r, Pedalkoppel

r

o

r



(Stand 22.05.2020: Literatur und Quellen: www.reformiert.de, Abrufdatum 23.12.2009; www.ostfriesischelandschaft.de, Abrufdatum 23.12.2009)