Remels, St. Martin

Orgel von Hinrich Just Müller (1782)

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Das äußere Erscheinungsbild der Orgel der St.-Martin-Kirche in Remels – im Jahr 1782 erbaut – lässt die Herkunft von Meister Hinrich Just Müller unschwer erkennen. Das acht Fuß hohe Hauptwerk zeigt die gleiche siebenteilige Gliederung wie die nur halb so großen Prospekte (die künstlerischen, verzierten Vorderseiten der Orgeln) in Holtrop, Nortmoor und Middels. Das Rankenwerk ist dabei sehr sparsam ausgeführt, und die seitlichen Ohren enthalten keine Pfeifenattrappen. Das nur drei Fuß hohe Rückpositiv zeigt noch die ältere, fünfteilige Gliederung ohne die typisch Müllerschen Kröpfungen der Profilkränze (jeweils in der Mitte der Türme), wirkt aber dennoch auf den ersten Blick wie ein verkleinertes Abbild des Hauptwerks. Bemerkenswert ist die Remelser Orgel unter den Müllerschen Instrumenten nicht nur wegen des Rückpositivs, sondern auch wegen ihres besonders edlen Klangs.


Anm.:
originale Schreibweise der Register in der Einheit Fuß (’).
Anzahl der Pfeifenreihen gemischter Stimmen in römischen Zahlen.

Disposition:

(15 / RP/HW/angeh. Ped)

Hauptwerk

Rückpositiv

 

Principal

Bordun

Rohr Flöt

Octave

Spitz Flöt

Nassat

Octave

Sexquialter

Mixtur

Trumpet

8

16

8

4

4

3

2

II

IV

8’

 

P, o

r/o

o

o

o

r

o

o

o

o/r










°

Principal

Gedackt

Flöte

Quinta

Dulcian

4

8

4

11/2

8’

P, *

*

*

o

r

°

°

°

°

 


Pfeifenwerk:

 

°

*

o

r

=

=

=

=

B/D

1733

1782

1978/1979

Bass und Diskant


Johann Friedrich Constabel (alt)

Hinrich Just Müller (original)

Rudolf Janke (restauriert)

 


Technische Angaben:

 

Manualumfang:

Pedalumfang:

Winddruck:

Tonhöhe:

Stimmung:


Klaviaturen Rp, HW:

Klaviatur Ped:

Windladen:

Magazinbalg:

Sperrventil Rp:

Tremulant:

Cimbel Stern:

C – c'''

C – d' (angehängt ans HW)

68mmWS

knapp 1/2Ton über normal

wohltemperiert nach Werckmeister


r

o

o

+

o

r

o


Bau-/Restaurierungsgeschichte

1758

Die Kirche erhält ihre erste Orgel, als für 173 rthl. (Reichstaler) ein gebrauchtes Positiv mit fünf Registern aus Leer gekauft wird – 1733 von Johann Friedrich Constabel erbaut.

 

 

1780

Es werden bereits mehrere Entwürfe für eine größere, zehnregistrige Orgel eingeholt.

 

 

1782

Hinrich Just Müller (Wittmund) baut das neue Instrument. Dabei wird die bisherige, kleine Orgel als Rückpositiv in die Emporenbrüstung eingebaut und in die Gesamtanlage integriert. Der Standort ist von Anfang an eine Empore vor dem Altar im Osten der Kirche.

 

 

1898

Diese wird mitsamt der Orgel auf die Westseite der Kirche verlegt. Bei dieser Gelegenheit werden durch Christian Bruns (Norden) zwei typisch barocke Register gegen neue, romantische, und die alte Keilbalganlage gegen einen neuen Magazinbalg ausgetauscht. Auch die Klaviaturen und ein Teil der Spieltraktur werden erneuert.

 

 

1978/79

Rudolf Janke (Bovenden bei Göttingen) führt eine gründliche Restaurierung des wertvollen Instruments durch, bei der die nicht mehr original erhaltenen Teile weitgehend rekonstruiert werden. Nur für eine neue Balganlage reichen die Mittel nicht aus. Der Magazinbalg wird aber mit einer Vorrichtung versehen, mit der er ganz einfach in einen Keilblag verwandelt werden kann. So lässt sich an dieser Orgel sogar die unterschiedliche Wirkung der beiden Balgformen auf den Klang demonstrieren, der bei der Keilform deutlich weicher schwingend erscheint als bei der Parallelform.

 


(Stand 22.05.2020; Literatur und Quellen: Reinhard Ruge)