Wiefelstede, St. Johannes

Orgel von Christian Vater (1730)

Navigation: Kirchstraße 2, 26215 Wiefelstede

Im Jahr 1057 weiht der Erzbischof Adalbert von Bremen in Wiefelstede die älteste, vermutlich von vornherein aus Steinen errichtete Kirche des Ammerlandes. Sie gilt als Mittelpunkt eines ersten ammerländischen Großkirchspiels (Bezirks).

Die Orgel aus der Werkstatt Christian Vaters enthält noch acht Originalregister. Ihr Bau wird durch eine 1727 verfügte Schenkung des Majors Wolf von Böselager zur Lehe ermöglicht. Er erhält dafür das gewünschte „standesgemäße Begräbnis“ – sein Wappen hat bis heute einen Platz an der Südwand.

Eine grundlegende Restaurierung der Orgel erfolgt von 2011 bis 2014 durch den niederländischen Orgelbauer Henk van Eeken, der alle später ersetzen Teile konsequent rekonstruiert.


Anm.: originale Schreibweise der Register in der Einheit Fuß (’).
Anzahl der Pfeifenreihen gemischter Stimmen in römischen Zahlen.

Disposition:

(18/Man/Br/Ped)

Manual  CDE – c'''

Brust  CDE – c'''

Pedal  CDE – d'

 

Principal

Rohrflöit

Octav

Quinta

Octav

Mixtur

Trompet

Vox humana

8

8

4

3

2

IV

8

8

 

P: o

o

o

r

o

r

r

r

Gedact liebl.

Gedact

Waldflöit

Sesquialt

Dulcian

8

4

2

II

8

 

o

o

o/r

r

r

Principal
Octav
Posaun
Trompet
Trompet

8

4

16

8

4

 

P: o

o

r/o

r

r

 


Pfeifenwerk:

 

o

r

=

=

1730

2011–2014

Christian Vater (original)

Henk van Eeken (rekonstruiert)

 


Technische Angaben:

 

Winddruck:

Tonhöhe:
Stimmung:


Gehäuse:

Klaviaturen:

Manualschiebekoppel:

Windladen:

4 Keilbälge:
Tremulant:

69mmWS

458, 5 Hz bei 20 °C

nach Kellner/Bach (wohltemperiert auf der Basis: 1/5 pythagoräisches Komma)

o

r

r

o

o/r

r


Bau-/Restaurierungsgeschichte

1730

Neubau durch Christian Vater (Hannover).

 

 

1731

Die Abnahme der Orgel erfolgt am 04. Januar 1731. Das Instrument wird aber wegen der dem Tod des dänischen Königs Friedrich IV. folgenden Trauerzeit erst am 21. Oktober 1731 zum ersten Mal im Gottesdienst gespielt.

 

 

1862

Kaufmann und – wohl in seiner Folge – Schild gehen von einem 1862 durchgeführten Umbau durch Johann Claussen Schmid (Oldenburg) aus. Schild nennt verschiedene Veränderungen: unter anderem den Ausbau und Ersatz von neun alten Registern sowie die Einführung einer gleichschwebenden Stimmung. Sowohl Kaufmann als auch Schild nennen für diese Behauptung keine Quelle.

 

 

1909

Nach Meyer-Bauer erfolgen die genannten Maßnahmen erst 1909 durch Johann Martin Schmid (Oldenburg).

 

 

1935

Restaurierung durch Alfred Führer (Wilhelmshaven) gemäß den Vorstellungen der „Orgelbewegung“ (neobarocke Reformbewegung im Orgelbau, heute als falsche Richtung angesehen). Wiederherstellung der ursprünglichen Disposition. Zwei der vier originalen Spanbälge gehen verloren.

 

 

1982

Erneute Restaurierung durch die Firma Führer (Orgelbaumeister Fritz Schild) (Wilhelmshaven): „Alle nicht originalen Register von 1862 und 1935 wurden ausgebaut und nach originalen Vorbildern rekonstruiert“ (Schild). Der Winddruck wird auf 58mmWS verringert.

 

 

201114

Grundlegende Restaurierung durch Henk van Eeken (Herwijnen/NL): dabei Rekonstruktion des Windsystems, der Windkanäle und der Klaviaturen. Entfernen der 1982 eingestellten Register sowie Rekonstruktion der entsprechenden Pfeifen nach originalen Vorbildern in historischer Arbeitsweise.

 


(Stand 28.08.2020; Literatur und Quellen: Walter Kaufmann: Die Orgeln des alten Herzogtums Oldenburg, Oldenburg 1962; Fritz Schild: Orgelatlas der historischen und modernen Orgeln im Gebiet der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Wilhelmshaven 2008; Thomas Meyer-Bauer: Die Restaurierung der Christian-Vater-Orgel in Wiefelstede 2011–14, in: Newsletter II (Januar 2016) der Arp Schnitger Gesellschaft e. V. Brake; Wolfgang Runge: Kirchen im Oldenburger Land, Band 2, Oldenburg 1985)