Eldingen, St. Marien

Orgel von Eduard Meyer (1853)

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Die ev.-luth. Kirchengemeinde Eldingen besitzt in ihrer Kirche eine Orgel, die im Jahr 1853 von dem Orgelbauer Eduard Meyer (Hannover) mit 16 Registern auf zwei Manualen und Pedal erbaut wird. Eduard Meyer – zusammen mit seinem Bruder Carl Ludwig sowie seinem Vater, dem Hoforgelbauer Ernst Wilhelm Meyer – ist ein berühmter Orgelbauer im damaligen Königreich Hannover. Mit solider Technik, teilweise auch bemerkenswerten konzeptionellen Neuerungen und raumfüllendem warmen Klang gelten Instrumente aus dieser Werkstatt als erste Wahl in der Mitte des 19. Jahrhunderts (zur Zeit der Früh- und Hochromantik). Die Eldinger Meyer-Orgel ist die einzige noch heute größtenteils alt erhaltene Orgel dieser anerkannten Werkstatt im Kirchenkreis Celle. Das Instrument steht zusammen mit der Kirche unter Denkmalschutz.

Nach einschneidenden Umbauarbeiten nach dem Zeitgeschmack der „Orgelbewegung“ (neobarocke Reformbewegung im Orgelbau, heute als falsche Richtung angesehen) Mitte des 20. Jahrhunderts wird die Orgel 2012 in der Orgelbauwerkstatt Udo Feopentow in Wienhausen umfassend restauriert. Damit ist die Eldinger Meyer-Orgel, ein „Orgel-Schatz“, wiedererstanden – zu Gottes Ehre und zur Freude aller Menschen, die ihren Klängen lauschen und sich von ihnen anrühren lassen.


Anm.: originale Schreibweise der Register in der Einheit Fuß (’).
Anzahl der Pfeifenreihen gemischter Stimmen: z. B. 3fach (3f.).

Disposition:

(17 / II/Ped)

I. Manual

II. Manual (im Schwellkasten)

Pedal

 

Bourdon

Principal

Rohrflöte

Octave

Spitzflöte

Octave

Mixtur

Trompete

16

8

8

4

4

2

3f.

8

 

o

P: o

o

o

o

o

r/o

r

Gedact

Salicional

Gedactflöte

Waldflöte

Cornett

8

8

4

2

2f.

 

o

r

o

o

o/r

Subbass

Principalbass

Octave

Posaune

16

8

4

16

 

o

o

o

r

 


Pfeifenwerk:

 

o

r

=

=

1853

2012

Eduard Meyer (original)

Udo Feopentow (restauriert)

 


Technische Angaben:

 

Manualumfang:
Pedalumfang:

Koppeln:

Schwelltritt:
Tremulant:
Zimbelstern:

Calcant

C – f'''

C – c'

Manualkoppel

auch als Registerzug „Forte II. Man.“ per Hand bedienbar

Zusatz

o


Bau-/Restaurierungsgeschichte

1853

Bau der Orgel durch den Orgelbauer Eduard Meyer (Hannover) mit 16 Registern auf zwei Manualen und Pedal.

 

 

1917

Die originalen Prospektpfeifen aus Zinn und Blei müssen als kriegswichtiges Material abgegeben werden. Entsprechende Ersatzpfeifen aus vergleichbarem Material erhält das Instrument später wieder.

Durch einschneidende Umbauarbeiten nach der „Orgelbewegung“ Mitte des 20. Jahrhunderts wird die romantische Meyer-Orgel umgebaut und zum Teil auch klanglich unvorteilhaft verändert: Entfernung eines Schwellkastens, in dem sich die Register des zweiten Manuals befinden. Hiermit wird die Lautstärke dieses Werks in gewissen Grenzen stufenlos verändert und den musikalischen Erfordernissen angepasst; Einfügung von Stimmen mit fremden, aufhellenden und schärfenden Klangparametern, die als klangliche Fremdkörper nicht in das vorhandene Konzept der Orgel passen; Änderung und Schwächung der Windversorgung: von ursprünglich drei Keilbälgen bleibt nur einer übrig.

Mit diesen Einschränkungen wird das zukunftsweisende Meyersche Orgelkonzept von 1853 gravierend reduziert und nivelliert (aufgehoben). Doch die erhaltenen Originalregister lassen die ursprünglich warmen, romantischen Klänge durchscheinen und geben noch immer einen Eindruck von der soliden Intonationskunst der Orgelbauer Meyer. Diese Tatsache unterstreicht den besonderen Denkmalwert der Eldinger Orgel und ist zugleich Ansporn zur Verpflichtung, dieses Instrument in ganzer Fülle wiederzuerwecken.

 

 

2003

Es finden erste Überlegungen für eine Instandsetzung der Orgel statt.

 

 

2009

Einsetzung eines Orgelsachverständigenausschusses durch das Landeskirchenamt. Das Projekt bekommt einen weiteren Schub. Diese Fachkommission mit den Orgelsachverständigen Dorothea Peppler, Hans-Ulrich Funk und Axel Fischer soll den Kirchenvorstand hinsichtlich des Umfangs der Arbeiten, archivalischer Forschungen und Vergleiche, der Einholung und Auswertung von Kostenangeboten sowie nach einer Auftragserteilung durch die Begleitung der Arbeiten vor Ort fachlich beraten.

 

 

2012

Der Restaurierungsauftrag wird nach der Genehmigung durch das Landeskirchenamt in Hannover im Mai der Orgelbauwerkstatt Udo Feopentow in Wienhausen erteilt. Insbesondere folgende Arbeiten werden daraufhin vorgenommen: Rekonstruktion klangentscheidender Register, wie beispielsweise Trompete 8 (I), Salicional 8 (II) und Posaune 16 (Ped); Neubau eines Registers Cornett zweifach im Meyerschen Sinn anstelle der neobarocken Sesquialtera; Neuverleimung der gerissenen Windladen mit Dehnungsfugen; Neue Windanlage mit zwei zusätzlichen rekonstruierten Keilbälgen; Instandsetzung der Spiel- und Registermechanik; Reparatur des Pfeifenwerks; Rekonstruktion eines Schwellkastens rund um die Windlade des zweiten Manuals einschleßlich Schwellvorrichtung, die per Fuß und auch per Hand zu bedienen sind. Damit erhält dieses Instrument als eine der ganz wenigen kleineren Meyer-Orgeln eine derartig besondere Ausstattung zurück.

Es gehört zum Auftrag, dass alle Arbeiten unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten mit Verwendung ausgesuchter Materialien und in einer Verarbeitung erfolgen, die derjenigen zur Erbauungszeit der Meyer-Orgel entspricht.

Nach Ausbau der Orgelteile wird zwischenzeitlich der Kirchenraum instandgesetzt. In dieser Zeit erhält der Orgelprospekt und das Gehäuse eine Farbfassung nach altem Befund. Anschließend erfolgt der Wiedereinbau der Orgelteile. In einem letzten Arbeitsgang wird die Orgel unter Zugrundelegung der Meyerschen Klangparameter intoniert. Hierbei hat der Orgelbauer die An- und Absprache jeder einzelnen Pfeife, ihre charakteristischen Klangfarben sowie die Lautstärkeverhältnisse der Register untereinander minutiös festgelegt.

 

 

2013

Die Orgel wird im September wieder eingeweiht.

 


(Stand 24.05.2020; Literatur und Quellen: Axel Fischer; Orgel-Faltblatt der Gemeinde)